Der Leipziger Rats(wein)keller 1563 bis 1826

Leipzig im Jahr 1632

Letzte Aktualisierung am 1. Juli 2024

Die Ursprünge des Leipziger Ratskellers gehen in das Jahr 1563 zurück. Viele Bürger – aber auch Besucher der Leipziger Messe – beschwerten sich bei der Stadt wegen des Ausschankes gepanschter und überteuerten Weine in den Weinstuben. Das Geschäft mit den Weinen lag damals in der Hand der Weinhändler.

Die Stadt reagierte auf die sich häufenden Beschwerden und eröffnete 1563 im Haus zur „Goldenen Schlange“ eine städtische Weinstube. Sehr zum Missfallen der Weinhändler. Sie fühlten sich in ihrer geglaubten Domäne angegriffen und beschwerten sich beim sächsischen Kurfürsten August.

August reagierte im Frühling 1565 mit der Sendung einer Kommission nach Leipzig. Der Rat der Stadt versicherte der Kommission sich gütlich zu zeigen, wenn die Weinhändler und Schenken sich an „Ordnung und Gesetz“ hielten. Der Rat forderte eine Änderung der Weinordnung – die Schenken sollen jährlich unter Eid sich verpflichten Gäste mit „… rechtschaffenem, tüchtigem Wein“ zu versorgen.

Letztendlich versprachen die Weinhändler und Schenken kleinlaut Besserung und die Stadt Leipzig stellte – als Zeichen des guten Willen – den Weinverkauf in der städtischen Weinstube wieder ein.

Der Friede hielt nicht lange. Die Leipziger Weinhändler wurden erneut gierig und verkauften gestreckte minderwertige Weine. Die Stadt eröffnete daraufhin 1573 die zuvor geschlossene Ratsweinstube.

Diesmal legten die Weinhändler erst im Jahr 1587 Beschwerde beim Leipziger Oberhofgericht ein. Die Verhandlung – in der die Weinhändler wieder eine gerechtfertigte Schlappe hinnehmen mussten – fand im Februar 1588 statt. Danach war Ruhe in der Stadt und kein Weinhändler versuchte jemals wieder die Stadt Leipzig zu verklagen.

Das Ende
Die Stadt Leipzig brachte in der Ratsweinstube gute Weine zu guten Preisen unter die Gäste, doch „rentable“ sah anders aus. Die Weinstube erzielte in den Jahren von 1590 bis 1610 lediglich einen Gewinn von 6.000 Gulden. Umgerechnet 25 Gulden Gewinn pro Monat waren nicht ausreichend um die Weinstube in Eigenregie zu betreiben.

Ab 1626 wurde das unprofitable Objekt für 450 Gulden jährlich verpachtet. Doch im Jahr 1811 war damit Schluss, die jährliche Pacht von nunmehr 500 Talern wollte niemand mehr zahlen. Zu viele Restaurants und Weinstuben haben sich mittlerweile in Leipzig etabliert. Die Ratsweinstube war kein Gäste-Magnet mehr.

Zu dieser Zeit befand sich der Ratskeller (auch Ratsweinkeller genannt) im Haus „Zur goldenen Schlange“. Doch das ist eine andere Geschichte…..